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Gabi
Ich sehe Felsen aus grauem Schiefer, in die ein großes rundes Loch geschlagen worden ist, nach oben offen. Eine Art Kral. Innen drin sitzen Menschen in einem Kreis, sie haben Angst. Sie haben alle was auf dem Kopf, wie ein Turban aus Stoff, wie lauter kleine, bunte Flicken, mit Grün drin, vielleicht Blätter. Um den Bauch haben sie Tücher geschlungen, wie in Asien. Sie sehen eher germanisch aus und haben auch mehr unsere Größe. Aber die Nasen sind eher platt, nicht so wie unsere. Ausgeprägte Wangenknochen und Augenbrauen und helle Augen; ich glaube, sie haben blaue Augen. Es sind schöne Menschen. Ihre Hautfarbe ist schöner als unsere, ein bisschen bräunlich. Die Haarfarbe ist unterschiedlich, so wie bei uns. Dle Haare sind lang und strubbelig: hellere Haare und dunklere Haut.“
– Meinst du nicht, dass sie einfach ungewaschen sind?
„Ach so? Also viel gewaschen haben sie sich nicht in der letzten Zeit.
Sie sind alle friedlich. Sie sind zwar nicht gut dran, aber sie machen sich nicht gegenseitig an. Sie sitzen da und denken, es müsste jetzt bald vorbei sein. Auch die Kinder sind nett, verstehen, was los ist. Sie wissen, dass sie jetzt zusammenhalten müssen.
Ich sehe hier nur Frauen. Sie sind schlank, vielleicht zu dünn, aber kräftig und sonst geht es ihnen gut. Wenn da Männer sind, dann unterschieden sie sich nicht wesentlich von den Frauen.
Mit dem Essen ist nicht viel los. Sie essen so was wie Blätter, kein Fleisch. Es sieht nicht doll aus, bestenfalls Spinat. Längliche Blätter, vielleicht von Lianen. Es sieht nicht aus, als ob’s die Leute mit viel Appetit essen.
– Könntest du mal raus gehen und dich umsehen?
„Hab ich keine große Lust zu.“
– Ich würde nur gerne wissen, was da für Pflanzen wachsen.
„Die sind in einem ziemlich tiefen Loch, da kann man nicht einfach so „schwups“ übern Rand oder so! Da muss man richtig klettern. Es gibt schon Treppen.
– Magst du dich mal unten umsehen, ob es da irgendwo hineingeht?
„Ich könnt mir schon vorstellen. dass es da reingeht.“
– Du sollst dir ja nichts vorstellen, nur gucken.
„Doch, da geht was rein. Ich glaub, dass das der eigentliche Zugang ist.
Wenn man durchgeht, ist Licht am anderen Ende und ein felsiges Tal mit Wasser… da haben die ihre Blätter her.“
– Gibt es da Pflanzen, die du kennst? Buchen? Tannen?
„Es sieht ganz ähnlich aus, wie bei uns. Laubbäume, keine Tannen; groß mit ganz glatter Rinde.
So wie es aussieht, muss es da Tiere geben, aber keine großen Tiere, nichts, was einen Angst macht – eher so kleine, runde Tiere: Biber, Dachse, mit Pelz, runden Ohren, spitzer Schnauze. Ein Reh kann ich mir hier nicht vorstellen.
Es sieht hier zwar ein bisschen aus, wie in Deutschland, aber es ist eindeutig nicht hier“.
– Könnte das alles in Neuseeland sein?
„Ja, so was! Wie in Neuseeland! Bin ja noch nie da gewesen, aber könnt ich mir denken. Für Australien ist es zu feucht.“
– Könntest du mal den Himmel beschreiben, ob dir was auffällt?
„Keine Wolken, ein schönes Blau, aber nicht so, wie in manchen südlichen Ländern, mehr blau-grau. Komischerweise sind auch die Nebel weg“ (die sie in dem Bild zuvor gesehen hatte)
– Siehst du die Sonne?
„Nein, aber Licht und Schatten. Sie steht hoch, es ist wenig Schatten.“
– Kannst du jetzt mal ein Stück gehen, so dass du ihren Winkel sehen kannst?
„Wo ist denn die Sonne…? Die muss es ja geben…
Na gut. Da ist die Sonne. Und was soll da nun sein?“
– Ist sie anders, oder so wie heute?
„Sie ist gelb und hell, viel gelber als heute. Nicht sehr kräftig, vielleicht auch wegen dem Nebel. Gedämpft, so sieht sie sonst da nicht aus, es ist was dazwischen.
– Könntest du zu den Frauen zurückgehen und ihnen zuhören, wie sie sich miteinander verständigen?
„Sie reden nicht viel. Sie verständigen sich viel mit Blicken und Gestik. Ganz praktische Gesten. Sie lächeln sich auch an, wirken aber alle ein bisschen abgeschlafft aus, gedämpft, zurückgenommen.
Die Sprache kann ich nicht verstehen, jedenfalls ist es nicht Englisch, So was mit Aa. Oo , Oa, und Uu, eine ziemlich kehlige Sprache. Vielleicht so wie sie auf Hawaii reden?
Sie laufen jetzt durcheinander und machen was; es ist jetzt nicht mehr so gespenstisch ruhig wie vorhin. Und ich glaube, die sehen mich auch, und sie sind überhaupt nicht ängstlich, z.B. darüber, dass jetzt noch ein Fresser mehr kommt – gucken mich freundlich und nicht misstrauisch an und fragen mich nicht, woher ich komme.“
– Versuch sie doch mal zu fragen, seit wie lange sie dort leben?
„Ich versuch grade eine Frau zu fragen, aber die winkt nur ab, als wollte sie darüber nicht so gerne reden, als ob sie sich nicht daran erinnern möchte, dass es schon so lange ist.“
– Ob du mal eine Frau fragen könntest, ob sie vielleicht Buschmenschen sind?
„Nein, nein, das sind keine Buschmenschen! Sie leben nicht immer so. Hinter dem grünen Tal gibt es eine weite Ebene, da haben sie gelebt.
Wo sie jetzt sind, ist ein Zufluchtsort, da sind sie nur wochenweise. Aber woran merken sie, wenn sie da hin müssen?“
– Gibt es Warnsignale?
„Die Erde zittert, es ist ein Vibrieren in der Luft. Als ob sich woanders ein künstlicher Schlund öffnet, das überträgt sich dann, die Erde ächzt. Als ob die Erde benutzt wird, sich künstlich auftut und da was rauskommt und das überträgt sich, obwohl es sehr weit weg liegt, wo die Gefahr herkommt, es liegt Wasser dazwischen. Es ist erstaunlich, dass die Frauen das merken, aber sie merken es.“
– Kannst du die Frauen mal fragen, wie es aussieht, wo sie zu Hause sind? Kannst du mal an ihren normalen Wohnort gehen?
„Holzhäuser mit Veranda und ein Stück Garten hinterm Haus.“
– Ein bisschen englisch?
„Ja, genau, englisch. Nicht direkt Kolonialstil, Holz und Schieferdächern. Sie haben, glaub ich, keine Autos! (Erstaunen) Müssten sie aber haben, nicht?“
– Siehst du denn Strassen?
„Ja sicher gibt’s da Strassen!
– Geteerte?
„Eher gelbrote Sandwege.‘
– Briefkästen?
„Ja, die Briefkästen sind am Haus. Auch Stromkabel und Fahrräder sehe ich.
Nur die Autos fehlen.“
„Also was ich da wieder nicht sehe, sind die Männer. Obwohl es richtige Familienhäuser sind – allerdings so groß, dass sie da auch als Wohngemeinschaft drin wohnen könnten. Ich weiß nicht, ob die Männer weg sind, weil die Frauen sie nicht haben wollen, oder weil Krieg ist.“
– Kannst du eine Frau fragen, wo die Männer abgeblieben sind?
„Also die, die ich da erwischt habe, sagt, manche sind gestorben und manche sind auch woanders. Aber es scheint sie nicht besonders zu erschüttern und auch nicht zu interessieren, ob die nun wiederkommen oder nicht.“