Die Erde danach
Vera | Gabriele | Hella | Felix | Christiane | Gabi
Vera
„Die Sonne kann ich nicht sehen, der Himmel ist diesig, grau, Keine Wolken. Kein Rauch, da steigt nichts auf. Aber da oben hängt was, was mal aufgestiegen ist… eine Schicht.
Da sind Fabrikanlagen, Schornsteine. Die qualmen vor sich hin. Ich würde da nicht mehr hingehen. Sie sind verlassen, aber qualmen vor sich hin. Es ist so, wie wenn Grenzen aufgehoben sind da unten in der Ebene. Da war vielleicht mal eine Stadt, doch es gibt keine Strassen mehr, nur diese qualmenden Schornsteine. Und der Fluss, er ist über die Ufer getreten. Die Brücke hängt in der Luft, man kann nicht mehr drauf fahren.
Ich hab das Gefühl, das ist wie die Pest, dass die Toten überall liegen und ich mich anstecken würde. Ich sehe sie nicht, ich hab nur ein Gefühl. Wie eine verlassene Stadt nach der Pest.“
– Möchtest du wissen, was dann passiert?
(Tiefer Seufzer) „Ich glaub, ich komm da nicht hin. Da war erst Geröll und Feuer, rote Steine. Steine, die durchs Feuer gegangen sind. Jetzt ist es karg, ganz, ganz reduziert. Alles Überflüssige ist weg. Es gibt Flechten und Moose, wenige, urtümliche Pflanzen. Nur noch Substanz. Nur was aus Steinen wachsen kann, hat überlebt. Da ist auch eine Wiese, aber die ist noch nicht erholt.
Ich bin mit Frauen; wir wandern über dieses Geröll. Viel Wind, das Meer kann nicht weit sein, Salz ist in der Luft.“
– Kennst du die Frauen?
„Das sind Gestalten, einfach Gestalten – keine Personen.
Sie haben auch alle dasselbe an, einen Umhang oder wie ein langes Tuch.“
– Ist es ein nettes Tuch oder ein Fetzen?
„Kein Fetzen. Ne, die sind alle schön. Die Frauen sind auch gesund und kräftig.
Seiten: 1 2