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Hella
Als ich Hella nach Bildern frage von einem Umbruch in der Zukunft, beschreibt auch sie als erstes Streifen am Himmel wie Stefan, nur sind sie bei ihr bunt, die Farben fließen ineinander über. Als ich mich später mit Polarlicht befasste, erschien mir ihr Bild wie eine Beschreibung dieses Phänomens. Es entsteht, wenn elektrisch geladene Teilchen in die Atmosphäre eindringen und diese zum Leuchten bringen. Als ich Hella nach frage, was diese Streifen verursacht, taucht auch bei ihr als Antwort das Bild eines Kometen auf.
Hella: „Es geht nicht von der Erde aus; es ist ein gleißendes Licht, es bewegt sich an der Erde vorbei, in einem Abstand, der dem des Mondes entspricht, es ist größer als der Mond. In der Mitte ist eine Konzentration von weißem bis rötlichem Licht; nach außen verläuft es wie in Schlieren“.
Ich frage sie, wie dieses Licht auf sie wirkt, auf welche Körperstellen:
Hella: „Irrsinnig warm, über warm hinausgehend, unangenehm. Es spricht vor allem den Solarplexus an, den Nacken und zwischen Schläfen und Augen.
Es gibt Schwierigkeiten beim Atmen, ein Reißen in den Bronchien, Atemnot.
Ich spüre eine Kraft, die geht in zwei Richtungen. Einerseits bleiern werden, lähmend, gedrückt und andererseits weggerissen werden. Als würde es zwei Kräfte geben. Die Schwerkraft ist da, aber auch etwas, was mich wegreißt. Und es fühlt sich wieder so komisch an im Zwerchfell“.
Hella hat sich dabei mit dem Bauch auf die Erde gelegt, so hält sie diese widerstrebenden Kräfte am ehesten aus, und setzt ihre Bemühungen, dieses unbekannte Gefühl zu beschreiben fort. Nach einer Weile sagt sie:
Hella: „Da fällt mir was ein: es ist wie eine Zentrifugalkraft; da wird man ja auch an eine Wand gedrückt und der Boden verschwindet und man bleibt trotzdem kleben. Dies hier ist ähnlich, nur dreht sich nichts.“
Diese widerstreitenden Kräfte fühlt sie während „das Licht da vorbeigeht“. Was danach folgt, ist nicht minder unangenehm:
Hella: „Das erste ist, dass ich leicht hinfalle. Ich stehe auf und hüpfe und bin durcheinander, komme nicht klar. Ich kriege meine Schritte nicht hin. Ich fühle mich leichter an, flieg aber nicht hoch, ich krieg wieder Bodenkontakt.
Aber ich fühl mich auch anders, nicht nur leichter. Wenn ich mich betaste – das mach‘ ich nämlich gerade, ich drücke meine Oberschenkel – ist das irgendwie anders, nicht so wie mein Körper, weicher. Nicht aus Gummi, aber… meine Muskeln, das fühlt sich so unwichtig an.
– Aber das sind deine physischen Muskeln und Beine? Kannst du sie sehen?
„Ja. Noch kann ich sie sehen. Es löst sich langsam alles auf.
– Löst sich das Bild auf, oder geschieht etwas mit dir?
„Ja, mit mir. Kein Bildverlust.“
– Was geschieht mit dir?
„Nichts was mir weh tut – oder ist man jetzt gut geschützt?
Ein Auflösen. Meine Atmung geht nicht mehr…. also in dem Sinne bin ich nicht mehr richtig lebendig.“
– Was ist mit deiner Atmung?
„Die ist verkrampft gewesen, immer flacher geworden. Dann hörte es immer mehr auf… war immer weniger möglich durch die Luftröhre tiefer…, wenn ich mit meinem Atem durchgehe. Und gleichzeitig, ja, löse ich mich aus mir raus.
Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll.
Ich bin jetzt über dem drüber, wenn du so willst, bin nur noch Geist.
Mit dem, was vorhin vorbeigegangen ist an Licht, kann ich nicht mehr in meinem Körper bleiben, das geht nicht mehr, mit diesen Kräften, da musste ich raus.
Ich will sehen, was jetzt passiert Ich kann überall herum blicken. Der Erde fehlt auch was. Also, da kann ich mich nicht mehr aufhalten.
Ich bin ruhig. Mir tut nichts weh, nicht mehr. Das vorher war nicht schön, aber es ist vorbei. Ich weiß aber noch alles.“
– Wie ist es den anderen Menschen ergangen?
„Die haben sich auch festgehalten an der Brust, an der Erde. Ich hatte den Eindruck, dass die meisten in ihrem Körper bleiben und sterben. Sie sehen aus wie in Krämpfen. Sie sind alle krank – oder sind sie verrückt? Weil sie halten ihre Arme vor die Augen, vor ihr Gesicht, Augen, Nase, Mund, und lassen es wieder los, wie in Horror.“
– Siehst du etwas in der Luft, was ihnen Probleme macht?
„Kein Orkan, es fliegt nichts durch die Luft, keine Partikel. Sie laufen auch nicht wie wild, eher ganz schwach.“
Schon bei mehreren Zeitreisen war ein solches Licht aufgetaucht; ich wollte nun wissen, wo es herkommt, in welcher Nähe und in welcher Richtung es an der Erde vorbeifliegt. Falls die Beschreibungen solcher Details bei den verschiedenen Zeitreisen übereinstimmten, könnte man davon ausgehen, dass es sich bei dieser Vision nicht um ein Phantasieprodukt handelt. Zu diesem Zweck bat ich Hella, ihren Blickpunkt von der Erde hinaus ins Weltall zu verlagern, um den Vorgang von außerhalb zu beobachten. Was sie berichtete, gebe ich im Kapitel „Komet“ wörtlich wieder. Zusammengefasst beschrieb sie folgendes Bild:
Der Komet kommt von weit außerhalb unseres Planetensystems her: sein Licht ist etwa doppelt so groß, wie die Erde. Er fliegt an dieser vorbei, so nah, wie die Hälfte des Abstandes zwischen Mond und Erde. Er kommt aus der Richtung des nördlichen Firmaments und kehrt auch dorthin zurück, nachdem er die Erde in einem leichten Boden umflogen hat.
Er kommt von Westen und überfliegt sie im Bereich südlich des nördlichen Wendekreises. Diese Begegnung dauert etwa einen halben Tag. Dabei kommt die Erde ins Torkeln; der Südpol wird vom Kometen angezogen, danach schwingt die Erde wieder zurück. Danach fliegt er weiter in Richtung Sonne, wird offenbar auf ein Umlaufbahn um diese gezwungen, denn er verschwindet nicht, sondern bleibt sichtbar als sehr großer, nun blauweißer Stern.
Wieder zurück auf der Erde beschreibt Hella eine Szene, die als eine Folge dieser Begegnung angesehen werden kann:
„Ich sehe große Spalten in der Erde. Es ist flach, hügelig und total aufgespalten. Es gibt einige vulkanische Erhebungen, die auch lebendig sind. Da sind auch Reste von gebautem Material; das sieht erschreckend aus: ausgelaufene Lava und daneben zerbröckelnder Beton. Da war wohl mal eine große Stadt. Das ist ja komisch, aber ich bilde mir ein, dass ich das kenne, als ob es Italien sei. Das passt aber nicht, weil da Berge sind. Wogegen ich hier jetzt keine Berge sehe. Das ist der tiefe Süden von Catanzzaro, dort sind heute Berge. Die Stadt ist furchtbar hässlich gewesen und das ist sie noch, d.h. ich kann sie nicht richtig erkennen.“
– Kann man von dort den Ätna sehen?
„Sizilien kann man sehen… aber es ist nicht zu erkennen, ob da Funken sind, schwarze Wolken, rote… jetzt ist es weg. Aber da waren keine Menschen.“
– Und du selbst?
„Ich war kein Mensch mehr, gerade. Ich war jetzt wie ein Geist.“
Wie hast du dich gefühlt bei dieser Betrachtung?
„Wie ein Geist, der ein Auge hat oder nur daraus besteht.“
– Hast du Angst gehabt?
„Kein bisschen Angst, nichts.“
– Trauer?
„Nein, keine Trauer. Schrecken ohne Angst.
Ich war nicht Mal verwundert.“