Die Angaben der Tübingerinnen:
„Ich bin allein auf dem Spitzberg. Himmel in Flammen, Erde ausgebrannt, keine Menschen, keine Städte“ (36)
„Unter der Erdoberfläche ist eine Blase, die wandert ein bisschen und platzt dann als Wolke raus. Wolke quillt, ich höre aber nichts, große Teile, die hochgeschleudert werden. Der Boden ist aufgeworfen, glühend, alles ist fahl. Fahles Licht. Kann mich nicht rühren, alle rennen.“ (42)
„Feuerregen, Vulkan, Lava auf fast totes Gebiet“ (44)
Und dies sahen die Stuttgarterinnen:
„Es hat ein Erdbeben gegeben, die Häuser sind zerstört, alles in einer Farbe: weiß-gelb-beige. Ich war auf einen Berg geflüchtet, war noch außer Atem, dort war es noch grün.“ (51)
„Rote Lavaströme, schwarze Blätter“ (59),
und die Berlinerinnen:
„Stand an einem Waldrand, den ich kenne (nicht in Berlin), Feuer am Horizont, puff, puff, puff! Wolken, farbige Lichter, unheimlicher Wind.“ (70)
„Ich stehe auf einem Berg (demnach nicht in Norddeutschland) und sehe unten die Erde aufbrechen, Steine und Glut rausfliegen. Vom Himmel kamen Brocken, ein Material, was gebrannt hat.“ (22)
Meine Vorstellungen von Vulkanismus bezog ich früher von den Postkarten des Stromboli; deshalb konnte ich mir auch lange Zeit nicht recht erklären, wie eine so weiträumige Zerstörung und Veränderung mit Vulkanismus erklärt werden könnte. Doch im Vergleich mit den großen Ausbrüchen des letzten Jahrhunderts z.B. in Indonesien ist die Energie des Stromboli wie die Flamme eines Streichholzes im Vergleich zu einem Waldbrand: Die Explosionen des Krakatau und des Tambora entsprachen etwa der Kraft von 4,5 Megatonnen TNT, das sind jeweils soviel wie 346 Hiroshima-Bomben.
„Beim Ausbruch des Krakatau war es so dunkel, dass die Leute in Djakarta zwei Tage lang Lampen anzünden mussten. Dann gab es eine Explosion, die noch in 5.000 km Entfernung zu hören war, d.h. auf einem Viertel der Erdoberfläche. Das Meer, was in den sich öffnenden Schlund stürzte, wurde zurückgeschleudert und zerstörte mit einer 30-40 Meter hohen Flutwelle die Küste. Ein holländisches Kanonenboot, was 2 km vom Vulkan entfernt ankerte, fand man später im Dschungel wieder, neun Meter über dem Meeresspiegel. Die Flutwelle beschädigte sogar den Hafen von San Francisco.“ (Ruggieri, Mario & Gabriella, „Vulkane“, Hamburg 1979, S.81)
Nach einer Explosion des Kitami in Alaska 1912 „quollen Wolken aus Bimsstein, feinen , heißen Lavateilchen und stark erhitzten Gasen. Sie dehnten sich mit großer Geschwindigkeit aus (100 km /h) und legten eine Strecke von mehreren Hundert Kilometern zurück“. (Ruggieri, S. 91)
Bei der Explosion des Mt. Pelee 1902 gab es in der Stadt St. Pierre nur einen einzigen Überlebenden; es war ein in einem unterirdischen Gefängnis eingesperrter schwarzer Gefangener, der zum Tode verurteilt war. „eine riesige aus Aschepartikeln und weißglühenden Lavafetzen bestehende Glutwolke überfiel St. Pierre mit 150 Stundenkilometern. In einer einzigen Minute fegte sie über die Stadt wie ein Hurrikan hinweg. Die Hitze der Glutwolke schätze man auf 800 °C . Alle Einwohner – etwa 30.000 Menschen starben, ohne überhaupt erkannt zu haben, was sich ereignete.“ (Ruggieri, S. 96) Glas und Porzellan schmolzen, Metallgegenstände verbogen sich auf bizzarste Weise.
Und nun noch ein Bericht, der verdeutlicht, wie ähnlich nicht nur in der Gewalt, sondern auch in der Erscheinungsform Vulkanausbruch und Atombombenexplosion sind:
„Es erhob sich eine Wolke (von der Eruption), deren Gestalt am ehesten einer Pinie ähnelte… Denn sie stieg wir ein Riesenstamm in die Höhe und verzweigte sich dann in eine Reihe von Ästen, wohl weil ein kräftiger Luftzug sie empor wirbelte, … manchmal weiß, dann wieder schmutzig fleckig, je nachdem, ob sie Erde oder Asche mit sich empor gerissen hatte. … Mein Onkel erhob sich, brach aber sofort wieder zusammen, vermutlich, weil ihm der dichte Qualm den Atem benahm … Am zweiten Tag fand man seinen Leichnam unverletzt.
… Eine schaurige, schwarze Wolke türmte sich auf, kreuz und quer von feurigen Schangenlinien durchzuckt, die sich in lange Flammengarben spalteten, Blitzen ähnlich, nur größer… Dichter Qualm breitete sich über den Erdboden aus und folgte uns wie ein Sturzbach . . . Wieder fiel Asche, dicht und schwer, die wir, immer wieder aufstehend, abschüttelten; wir wären sonst verschüttet und durch ihre Last erdrückt worden . . . Bald wurde es richtig Tag, sogar die Sonne kam heraus, doch nur fahl wie bei einer Sonnenfinsternis… Alles erschien verwandelt und von einer hohen Aschenschicht wie mit Schnee überzogen.“ Der Verfasser dieses Briefes ist Plinius der Jüngere; er beschreibt den Ausbruch des Vesuvs, der am 24.8.79 u.Z. Pompeii und Herculaneum zerstörte.
Tatsachlich haben einige Probandinnen „Pilzwolken“ gesehen; natürlich vermuten wir dabei sogleich einen Atompilz. Tatsachlich ist diese Pilzwolke nur Ausdruck bestimmter thermischer Verhältnisse, die so auch in einem Vulkan auftreten können. Grosse Hitze reißt Staub- oder Ascheteilchen sehr schnell in sehr große Höhen; dort verlangsamen sie sich, breiten sich seitlich aus und bilden den Pilzhut.
Auch Windhosen und Hurrikane zeigen ein ähnliches Aussehen, eine Wolke mit einem dünnen langen Stiel. All diese Wolkenbilder sind in Mitteleuropa kaum bekannt; was wir immer wieder sehen, ist der Atompilz im Fernsehen, das führt schnell zu falschen Schlüsse.
Sollte es sich aber bei den in den Zeitreisen beobachteten Pilzwolken doch um solche aus Atomexplosionen handeln, so mussten sie zumindest an ihren Folgen erkennbar sein. Die in der „Zeit danach“ beschriebenen Menschen sind zwar „mager“ und „sehnig“ aber gesund. Die für einen Atomkrieg typischen Krankheitsbilder: Haarausfall, Erbrechen, Durchfall, innere Blutungen, Hämatome, Erblinden, Verdursten, ein langsames Dahinsiechen bis zum Tod, das Monate oder auch Jahre dauern kann, davon ist nirgends die Rede.
Merkwürdig finde ich schon, das keine dieser Krankheitsbilder beschrieben werden. Denn ein starkes Erdbeben in Deutschland setzt genau soviel Radioaktivität und tödliche chemische Substanzen frei, wie ein Krieg. Atomkraftwerke und chemische Fabriken sind äußerst sensible Anlagen; sie sind vollkommen abhängig von einer funktionierenden Umgebung; Schwierigkeiten mit der Kühlung zum Beispiel durch den Zusammenbruch der Stromzufuhr oder fehlender Bedienung können innerhalb von Stunden zur Katastrophe führen (Beispiele Wiederaufbereitungsanlage La Hague und Atomreaktor TMI bei Harrisburg; in beiden Fällen konnte die Katastrophe eine halbe Stunde vor dem „Punkt ohne Wiederkehr“ gestoppt werden.)
Was also geschieht mit den riesigen Mengen an Giften und radioaktiven Stoffen in Deutschland bei Erbeben und Vulkanausbrüchen dieser Größenordnung? Man kann nur hoffen, dass sich ein dicker Lavastrom ihrer annimmt und ihnen ein wirklich sicheres und endgültiges „Endlager“ bereitet…
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