Neben diesen bekannten Pflanzen, wie Moose, Flechten, Farne, werden gleichzeitig auch Formen beschrieben, die phantastisch, skurril, ja erfunden erscheinen:

„Die Pflanzen sahen aus wie Farne, aber nicht so wie heute, sondern mit ganz skurrilen Formen, dicht, satt, feucht. Die Pflanzen waren mehr Sträucher.“ (71)
„Gelbe Pflanze. Wie beim Löwenzahn kommen alle Blätter direkt von der Wurzel raus, sehr dicht, dick, wie fette Henne.“(18)
„Pflanzenblätter so fest wie beim Rotkohl.“ (12)
„Kleines, sattes grünes Pflänzchen, erinnert an Plastikbaum: glatte Oberfläche, dick, prall, wie Efeu.“ (15)
„Dicht, dick, verschlungen, urwaldig, die Blüten an den Blattspitzen, wie bei Kakteen.“ (11)
„Keine Baumstruktur, vielleicht anstelle von Ästen Blätter, dicht, überschießend, immer blühend.“ (16)
„Dicke, große Blätter, sehr dichte, grüne Vegetation, wuchernd, niedrig, wie Urwald. Die Blätter haben eine bräunliche, pelzige Beschichtung.“ (10)
„Riesiger, verrückter Wald. Bäume wie Birken, ihre Blätter aber wachsen wie Pilze.“ (24)
„Einzelne bunte Pflanzen verstreut in wüstenartiger Landschaft: ziemlich kräftig, wuchernd, so wie Hefe wächst, pilzartig in freien Formen.“ (70)

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Baum-Sukkulent © Cristina Perincioli

Auch wenn einem die hier beschriebenen Gebilde wie mutwillig und frei erfunden vorkommen diese Pflanzen, die aussehen, wie „fette Henne“, „wie ein Plastikbaum“, die statt Äste Blätter haben, und Blätter, die wie Pilze wachsen, mit Blüten an den Blattspitzen haben eines gemeinsam: Sie gehören zu den Sukkulenten. Sukkulenten umfassen Dickblattgewächse und Kakteen. Ihr Gewebe ermöglicht ihnen, große Mengen Wasser zu speichern, die Transpiration verringern sie durch lederartige Haut, Haarkleid oder Wachsüberzug und durch ihre kompakte Form, die ihre Oberfläche verringert. Sie können blühen, sind aber auf eine geschlechtliche Vermehrung nicht angewiesen, da sie sich auch durch Sprossen fortpflanzen. Alle hier beschriebenen Pflanzenarten haben also eines gemeinsam: sie sind in der Lage sich fortzupflanzen ohne zu blühen. Pflanzen, die blühen, richten ihre Blütezeit nach einer bestimmten Tageslichtlänge. Bleibt die benötigte Lichtmenge aus, treibt die Pflanze keine Blüten, bzw. ihre Früchte können nicht mehr reifen. Diese Pflanzen wären bei einer Verdunkelung oder Veränderung im Jahresablauf im Nachteil; sie würden zurückgehen, bald sähe man nur noch Farne, Moose und Flechten.

Genau dieses Bild zeigt sich nach dem Übergang von Kreide zu Tertiär, als Staub und Russ aus Vulkanen und Bränden die Erde lange Zeit in Dunkelheit hüllten.
In den Ablagerungen aus dieser Zeit finden sich zu 99% nur noch Sporenpflanzen, also Algen, Flechte, Moose, Pilze und Farne. Von den höher entwickelten Bedecktsamern bleibt nur noch 1% übrig. Doch im Verlauf weiterer Ablagerung normalisiert sich das Verhältnis wieder; 5 cm weiter oben hat sich der Anteil der Sporenpflanzen auf 70% reduziert und 10 cm weiter oben beträgt er nur noch 22%, genau soviel wie vor der Katastrophe. Die höher entwickelten Bedecktsamer sind trotz einer Reduktion auf 1% nicht ausgestorben, sondern sind nach einiger Zeit die Geologen können nicht sagen, wie lange die Ablagerung dieser 10 cm gedauert hat fast vollzählig wieder da.

Man nimmt an, dass damals durch den Aufprall eines Asteroiden die Erde längere Zeit in eine dichte Staubwolke eingehüllt war. Durch die Reduktion des Sonnenlichts konnten die meisten Pflanzen die Photosynthese nicht mehr aufrechterhalten, wurden gelb und verfaulten schließlich. (Tschuddy R.H. et al. „Science“ 1984, Vol. 225, S.1030-1032)

Farne und Moose findet man bekanntlich meist an schattigen Plätzen; eine reduzierte Sonneneinstrahlung würde sie nicht wie andere Pflanzen beeinträchtigen, sondern ihre Ausbreitung, z.B. auch außerhalb des Waldes erst richtig fördern. Würde es etwas dunkler, aber nicht viel kälter, könnte man sich gut vorstellen, wie die Farne den Platz der anderen Pflanzen übernehmen und sich überall breit machten.

Auch Moose hätten dann einen großen Vorteil gegenüber anderen höher entwickelten Pflanzen; sie sind wie geschaffen für das Leben im Dunkeln: einige kommen mit 0,1% des vollen Tageslichts aus! (Hans Martin Jahns: Farne-Moose-Flechten, München, 1980)

Meine Versuchspersonen sahen bei der Frage, wie die Natur nach dem Umbruch aussehen würde, nicht nur jenes Übermaß an Moosen und Farnen, was auf verringerte Sonneneinstrahlung deutet, einige berichten sogar ausdrücklich davon, wie das Grün vermoderte:

„Kein Grün mehr. Die Erde ist gelb von vermodertem Grün.“ (60)
„So was, was wir heute Gras nennen, aber gelb.“ (Theresa)
„Da ist auch so was wie eine Wiese, aber sie ist noch nicht erholt.“ (Vera)

Diese Vegetation weist also in mehrfach Weise darauf, dass sich die Sonneneinstrahlung hier für eine gewisse Zeit verringern wird. Unmöglich ist dies nicht; es gibt heute eine ganze Reihe von Szenarien, die eine Verdunkelung der Erde oder von Teilen der Erde erklären (siehe Kapitel „Erdachsverschiebung“ und „Klima“).

Allerdings gaben die Probandinnen diese Beschreibungen zu einer Zeit (1981-83), als die oben erwähnten Fakten aus der Geologie zum Teil noch nicht publiziert und weder ihnen noch mir bekannt waren.

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