Eine ferne Zukunft
Sylvia
Silvia findet sich wieder auf einer Lehmstrasse wandernd, bekleidet mit einem naturfarbenen Stoff, „so wie in Asien, oder wie Jesus und seine Jünger“, ein Bild, welches sie sogar in der Tiefenentspannung zum Lachen bringt.
-Wohin gehst du denn jetzt auf dieser Strasse?
„Ich geh da nur rum, ohne Grund. Man braucht keine Rechtfertigung dafür, dass man rum geht.“
– Gibt es einen Ort, wo du abends hingehst, ein Zuhause?
„Abends gehe ich in den Wald und leg mich da hin.“
– Und was isst du?
Ich hab Brot in meinem Beutel.
– Hast du gesehen, dass es Brot ist?
„Ja, irgendwas Gebackenes“
– Gibt es so was wie einen Ort, wo du hin zurückkehrst?
„Weiß ich nicht. Ich hab das Gefühl, wie ich schon als Kind in dem Wald immer alleine war, dass ich in dem Leben da alleine bin, wie ein Einsiedler, ein Wanderer. Und das geht irgendwie. Ich hab immer was zu essen.“
– In diesem zukünftigen Leben, gibt es da etwas, was besonders wichtig für dich ist, etwas, das dich freut? siehst du eine Situation dazu?
„Ja, ich treffe manchmal andere, die herumwandern. Dann sitzen wir im Kreis.“
– Und was wird da gemacht?
„Nichts Besonderes; wir versammeln uns und machen nichts, wir öffnen uns nur alle nach außen, der Natur. Da wird nichts Sichtbares gemacht, es ist was Inneres.“
– In dem Kreis, in dem ihr euch trefft, redet ihr da auch und was ist das für eine Sprache?
„Wir reden ganz wenig. Nur das Notwendigste. Weil wir sind ja nicht gekommen, um zu reden. Und diese Sprache braucht keine langen Sätze. Ein Wort ist wie ein Satz.“
– Wie klingt sie? Kannst du sie hören?
„Das ist eine Mischung aus ganz kehlig, rau und tief, so wie afrikanische Töne – aber gleichzeitig ein Melodiebogen darin, wie eine Mischung aus Afrikanisch und Italienisch. Nur Wörter, keine Sätze.“
– Wie sehen die andern in dem Kreis aus?
„Sie sind auch groß und schlank und tragen dasselbe Gewand. Ich glaube, es sind nur Männer. Das darf doch nicht wahr sein!“
– Gibt es welche, die du besonders magst?
„Nein, wir haben eigentlich nicht viel miteinander zu tun.“
– Wie ist deine Beziehung zu Frauen?
„Ich glaube, ich hab Angst vor ihnen. Sie sind so laut. So wild und laut.“
– Was passiert denn Unangenehmes, wenn du ihnen begegnest?
„Nichts, aber sie sind mir fremd. Sie haben eine andere Form der Kommunikation mit der Natur, sie machen mehr Theater.“
– Gibt es Häuser für bestimmte Zwecke?
„Meistens sind wir draußen. Es gibt Häuser, aber darin wohnt niemand richtig; wer vorbeikommt, kann darin wohnen und geht dann auch wieder weiter. Die Frauen gehen nicht in die Häuser, in die wir reingehen auf der Reise. Ich glaube, sie haben Zelte aus Stoff.“
– Woher kriegt ihr euer Brot?
„Ich hatte grade ein Bild, als hätte ich eine Trommel oder einen Gong: damit gehe ich in die Nähe, wo die Frauen wohnen und dann wissen sie, dass ich da bin und dann kriege ich von ihnen etwas zu Essen. Ich mache eine Musik, die in einer gewissen Art erfreut. Ich darf aber nicht dorthin, wo sie sind.“
– Glaubst du, dass du in deinem zukünftigen Leben Fähigkeiten hast, die du heute nicht hast?
„Ja, wir alle und die Frauen sind anders als wir heute. Der Unterschied ist ein anderes Lebensgefühl, keine Fähigkeit. So ganz wach. Wir sind einfach und alles ist einfach.“
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